Sharing Economy – ist digital immer besser?

Teilen ist eine gute Idee, um Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen. Gegenstände, die man nicht ständig braucht, können anderen zur Verfügung gestellt werden, indem sie verliehen, vermietet oder verkauft werden. Das Verleihen ist eher privat und nicht gewinnorientiert. Hier steht die Gemeinschaft im Vordergrund und das kurzfristige Ausleihen nachdem der Besitzer / die Besitzerin den Gegenstand zurückerhält. Große Werkzeuge, Fahrzeuge, Transporte und Wohnraum werden meist gewinnorientiert vermietet. Im Gebrauchtwarenmarkt werden Gegenstände nach ihrem Einsatz verkauft und gehen in den Besitz des Käufers über, was die komplizierte Kontrolle von Ausleizeiten erspart. Gebrauchtwarenmärkte und Vermietungen sind inzwischen alle über elektronische Plattformen organisiert (z.B. ebay, Airbnb).
Das eigentliche Teilen, in dem ein Gegenstand für bestimmte oder auch unbestimmte Zeit an eine vertrauenswürdige Person verliehen wird, findet bisher eher offline oder über Chat Gruppen auf Social Media statt. Das begrenzt den Kreis der Menschen, die davon profitieren können. Über Webseiten und Internetdienste könnten Leihläden von jedem gefunden werden, der einen Bedarf hat. In der Schweiz bietet die Plattform Sharely Geräte aller Art zum Ausleihen an. Solche Plattformen können den Ausleihprozess für beide Parteien vereinfachen. Wer immer etwas sucht, kann in Ruhe zuhause alle angebotenen Geräte anschauen und sich für eins oder mehrere registrieren. Im Geschäft wird dies dann zurückgelegt und kann schnell herausgegeben werden, wenn es abgeholt wird. Die Kontrolle der Leihfrist und die Abrechnung erledigt im optimalen Fall eine Software.

Diesem Vorteil steht ein großer Nachteil entgegen. Beim konventionellen Teilen entsteht eine Gemeinschaft zwischen den Menschen, die etwas anbieten und denen, die es nutzen. Wenn dann das Ausleihen auch ohne menschlichen Kontakt abläuft, ist der Prozess vollkommen kontaktlos. Ich nutze gerne einen CarSharing-Dienst, der über einen Verein organisiert ist. Die Mitglieder lernen sich jedoch nicht kennen, weil über elektronische Schlüsselkarten und eine App alle Vorgänge ohne weitere menschliche Hilfe ablaufen. Das kann recht praktisch sein, fördert aber nicht die Gemeinschaft.

Da viele Menschen im Alter oder durch Armut vereinsamen, wäre es hilfreich die Sharing Dienste auch mit der Möglichkeit des Kennenlernens digital oder auch persönlich zu koppeln. Das könnte durch eine bessere Ausstattung der Vereine mit zusätzlicher Software, wie z.B. Terminvereinbarung für die persönliche Übergabe eines Geräts oder der Kontaktaufnahme bei Schwierigkeiten mit dem Gerät, erreicht werden. Da meist nicht-gewinnorientierte oder soziale Einrichtungen die Ausleihe organisieren, ist die Einführung von mehr Technik von den Kosten und dem technischen Knowhow der meist ehrenamtlichen Mitarbeitenden abhängig.
Trotzdem kann die Digitalisierung, wie im medizinischen Bereich nur empfohlen werden, da viele Vorgänge (z.B. die Abrechnung) und die Erreichbarkeit durch Internet, Terminvereinbarungs- und Chat-Tools stark vereinfacht werden.

Hintergrund: Sharing Economy gehört zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftsformen und wird laut Prognosen von 14 Mrd. USD im Jahr 2014 auf etwa 335 Mrd. USD bis zum Jahr 2025 anwachsen (Yaraghi und Ravi, 2017).

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