Heiß diskutiert – wie verändert ChatGPT die Lehre?

Manchmal ist Zugfahren in überfüllten Zügen ziemlich aufschlussreich. Seit ein paar Wochen wurde ChatGPT schon an der Hochschule von Kolleg:innen diskutiert und ausprobiert. Auch ich selbst habe das Tool gleich mal mit meinen Prüfungsfragen gefüttert und konnte feststellen, dass die Antworten hervorragend formuliert sind, aber doch sehr oberflächlich bleiben. Im überfüllten ICE standen dann drei Studierende im Flur und unterhielten sich auf Englisch über die Chancen von ChatGPT für die Erledigung von Hausarbeiten. Einer der Studenten hatte Bedenken, dass die Hochschule merken könnte, dass der Text von dem Tool erstellt wurde. Die beiden anderen lachten und meinten, dass es noch 10 Jahre dauert, bis die Universitäten merken, dass es ChatGPT gibt. Etwas amüsiert habe ich dann den überraschten Studenten zu Verstehen gegeben, dass die Unis und Hochschule längst Bescheid wissen.

Aber was folgt für die Lehre aus der Situation, dass Texte schnell ziemlich gut erstellt und Programmieraufgaben sogar perfekt gelöst werden können? Zuerst sollte jede*r verstehen, dass die künstliche Intelligenz kein Verständnis der Aufgabe oder Fragestellung aufbaut, sondern lediglich einen Text nach den vielen im Internet zur Verfügung stehenden aufbaut. Verkürzt dargestellt „rät“ ChatGPT jeweils das nächste Wort der Antwort. Das führt neben den akzeptablen Antworten dazu, dass die Ergebnisse erfunden und völlig falsch sein können. Diese Einschränkung könnte mit der Zeit behoben werden, aber das sollte insbesondere den Studierenden klar kommuniziert werden, die vielleicht nicht unbedingt mogeln wollen, aber ChatGPT als Einstieg in ein Thema nutzen wollen.

Für die Lehrenden sollte klar werden, dass die Benutzung von ChatGPT nicht nachweisbar ist. Es gibt zwar inzwischen Tools, die anbieten Texte zu prüfen, ob eine Benutzung von ChatGPT vorliegt, aber die Zuverlässigkeit ist nicht besonders hoch. Rechtlich gesehen ist es schwierig zu behaupten, dass ChatGPT benutzt wurde.

Bei Hausarbeiten kann mit interessanten Fragestellungen, bei denen es auf eine bestimmte Herangehensweise oder Struktur ankommt oder wenn die Ergebnisse in Diagrammen dargestellt werden sollen, noch am besten die Benutzung von ChatGPT verhindert werden. Ansonsten dürften Klausuren ohne elektronische Hilfsmittel wieder mehr in Mode kommen.

Innovationstransfer durch Studierende – ein unterschätztes Potential

In den letzten 5 Jahren durfte ich an dem geförderten Projekt für Regionale Innovation in Gesundheit und Lebensqualität an der Hochschule Fulda als Professorin Projekte mit Studierenden gestalten und ihre Erfolge beobachten. Thematisch waren die Projekte auf Wearables für die Gesundheitsförderung begrenzt.

Schon nach 4 Jahren konnten wir die Ergebnisse von 57 Studierendenprojekte mit unterschiedlichen Ausrichtungen, gehalten von Lehrkräften der Hochschule oder externen Unternehmensvertreter*innen, analysieren und bewerten. Direkte und auch indirekte Transfererfolge konnten beobachtet werden. Direkter Transfer besiert darauf, dass die Ergebnisse unmittelbar von einem Unternehmen aufgenommen werden. Indirekter Transfer geschieht über die Köpfe der Studierenden, die praxisnahes Wissen aufnehmen und über Veröffentlichungen oder später im Beruf in einem Unternehmen ankommt.

Das Poster zu den Ergebnissen gibt einen guten Überblick über die einzelnen Stufen des Wissenstransfers und die jeweilige Anzahl. Dieses Poster wurde auf der internationalen Konfernenz ISPIM 2022 veröffentlicht.