Digitale Dienste für Flutkatastrophen – was ist möglich?

Die Zerstörungsgewalt der Klimakrise hat Deutschland im Sommer 2021 durch die Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz erreicht. Mit mindestens 170 Toten, weggespülten Häusern und Straßen/Brücken/Bahngleisen allein in Deutschland, die durch die Wasserfluten oder ihre Folgen ums Leben kamen, zeigt was mit den heftiger werdenden Wetterereignissen gemeint ist, vor denen seit Jahren gewarnt wird (siehe auch [1] und [2]). Heute liegt die weltweite Klimaerwärmung bei 1,2 Grad mit steigender Tendenz. Das Ziel ist die Erwärmung weltweit unter 1,5 Grad zu halten. In Zukunft könnten die Wetterphänomene also noch heftiger ausfallen.

Digitale Dienste sollten die Menschen vor Gefahren warnen oder auch bei der Rettung von Leben zu unterstützen. Die WarnApp des Bundes NINA gibt es seit einigen Jahren. Nicht alle Bürger*innen nutzen die App und an vielen Orten ist die Kommunikationsinfrastruktur leider dem Wasser zum Opfer gefallen ist, so dass tagelang kein Kontakt zu Vermissten hergestellt werden konnte. Es zeigt sich überdeutlich, dass IT-Technik allein, vor Wasserfluten nicht schützen kann. Hochwasserschutz besteht aus guten Deichen, Absperrungen, Überschwemmungsgebieten und wasserdichten Kellern.

Allerdings kann mit IT-Technik simuliert werden, welche Wege sich das Wasser im Katastrophenfall suchen würde und potentielle Hochwassergebiete und Überschwemmungsgebiete darstellen. Ein Beispiel, wie eine Simulation realisiert werden kann, zeigt die 2D Simulation für Wartberg, die 2019 erstellt wurde [3]. Leider sind viele Gebiete in gefährdeten Gebieten bebaut und bewohnt.

Aktuell (Juli 2021) wird heftig über effektivere Warnsysteme diskutiert, weil viele Betroffene nicht ausreichend oder rechtzeitig gewarnt wurden (siehe auch [4]). Das Meldesystem sollte aus einer Kombination aus WarnApps, Sirenen und Lautsprecherdurchsagen von Polizei und Feuerwehr bestehen, da Smartphones nicht immer angeschaltet sind und schlafende Menschen geweckt werden müssen.

Auch die Aussagekraft der Warnungen wird diskutiert. Der Wetterdienst macht nur Aussagen über Regenmengen, deren Auswirkungen aber nur vermutet werden können. So war für die Flutkatastrophe im Ahrtal bekannt, dass mehr als 200 l/qm fallen würden. Aber was bedeutet das konkret für einzelne Orte? Wenn zu früh gewarnt wird, wird viel Aufwand erzeugt, der im Nachhinein als überflüssig angesehen werden kann, da die Katastrophe vielleicht nicht oder nur in geringerem Ausmaß eingetreten ist. Fehlalarme müssen möglichst verhindert werden. Um die Auswirkungen besser vorhersagen zu können, könnten in der Zukunft auch die Pegelstände von kleinen Gewässern, wie Bächen gemessen werden. Bürgerinitiativen in Oxfort (England) und in Dornbirn messen die Gewässer in der Umgebung mit kleinen Sensoren, die eine ständige Überwachung gestatten, wobei der Pegelstand alle 15 Minuten gemeldet wird [5]. Entwickelt wurde die kleine Box für die Warnung vor Hochwasser, das Straßen überspült und Umwege nötig macht. Ob die Box auch für Katastrophenfälle verwendbar ist, müsste erst noch geprüft werden.

Hochwasserpegelmessungen an Bächen können Fehlalarme reduzieren, lassen aber in der Regel nicht mehr viel Zeit zu reagieren. Deswegen sollten meiner Meinung nach Überschwemmungsgebiete möglichst nicht bebaut oder bewohnt werden. Dort wo dies der Fall ist, muss über einen Umbau der Gebäude und die Errichtung von Deichen/Absperrungen nachgedacht werden, damit die Infrastruktur (auch die der Häuser, wie Heizung, Strom, Telefon) vor Hochwasser geschützt ist. PKW und LKW sollten in solchen Gebieten bei kritischen Wetterlagen nicht abgestellt werden, damit sie nicht von den Wassermassen erfasst und zerstört werden können. Das schützt neben dem Eigentum der Besitzer*innen auch die Umwelt, die nicht durch Benzin/Diesel oder andere Schadstoffe der Fahrzeuge verunreinigt wird. Dazu könnte eine Warnmeldestufen eingeführt werden, die vorsorglich greift.

Für die Überwachung von potentiellen Flutgebieten kann einiges getan werden, es braucht aber eine gute Koordination mit bestehenden Diensten und eine robuste Infrastruktur.

Quellen:

[1] https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-07/hochwasser-deutschland-flutkatastrophe-ahrweiler-erftstadt-bilder-drohnen-luftaufnahmen-fs

[2] https://www.express.de/nrw/hochwasser-schaeden-lebensgefahr-auf-autobahnen-a1-und-a61-69147?cb=1627547951646

[3]

[4] https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Warnung-vor-Hochwasser-2021-Haben-die-Behoerden-versagt-id60127181.html

[5] https://www.umwelt-campus.de/iot-werkstatt/tutorials/klimafolgen-pegelstaende-an-baechen-selber-messen