Roboter in der Pflege

Der Text unten ist ein Teil des Beitrags am Geriatronics Summit, TUM, 9./10.7.2024 in Garmisch-Partenkirchen.

Für Roboter in der Pflege gibt es keine allgemein anerkannte Definition. Viele Forschungsvorhaben fokussieren auf autonome und mobile Roboter in humanoider Gestalt, die auch dem allgemeinen Verständnis von Robotern, geprägt durch Film und Fernsehen, am nächsten kommen. Erste (2016) Forschungsroboter wie der humanoide Prototyp Rhoni der Hochschule Niederrhein boten lediglich die Kraft und Reichweite für Handreichungen, mussten aber von der hilfsbedürftigen Person selbst gesteuert werden [1].

Aktuelle Robotersysteme für die Pflege

Es gibt eine Vielzahl an in Größe und Gestalt verschiedenen Robotersystemen in der Forschung und Entwicklung für die Pflege. Kommerziell verfügbar sind nur wenige, manche, wie der Care-O-Bot werden hauptsächlich für Schulungen oder Forschungsprojekte entwickelt. Viele der aktuellen Pflegroboter sind sogenannte Soziale Roboter, die verschiedene Unterstützungsfunktionen anbieten können. Im Englischen werden diese als Social Assitive Robots (SARs) bezeichnet. Nach verschiedenen Projekten an der Hochschule Fulda mit Studierenden konnten aktuell für die Forschung und Entwicklung relevante Robotersysteme identifiziert werden, von denen die vorgestellt werden sollen, die häufig zitiert oder verwendet werden (Abb.1). Um die Vielfalt der Systeme darzustellen, werden die beispielhaften Roboter unten kurz vorgestellt.

Abb.1: Beispiele für soziale Roboter in der Pflege

Pepper ist ein 1,20 m großes, humanoides Robotersystem auf Rädern, das sich durch eine schmal fast elegante Figur auszeichnet. Eine Vielzahl an Sensoren, Berührungssensoren, sowie Sensoren zur Ortung von Geräuschen und der Distanz zu den Kommunikationspartnern erlauben eine situationsgerechte Kommunikation. So bewegt das Robotersystem den Kopf und die Augen in Richtung eines Gesprächspartners. Mit einem großen Display am Oberkörper kann das System mit Bildern und Videos Unterhaltung, Therapien, Information oder Fortbildung anbieten.

Plato ist ein kommerzieller, mobiler Cobiot, der in Restaurants und Hotels aber auch für Pflegeeinrichtungen angeboten wird. Auf mehreren Etagen können Speisen oder andere Materialien transportiert werden. Mit Sprachbefehlen können die Ziele für den Transport angegeben werden. Die Navigation erfolgt autonom. Mit einer Höhe von knappen 1,12 m und einem Tablet, auf dem Augen animiert werden, wirkt der Roboter für Gäste und Personal sympathisch

Eilik ist ein kleiner (10,8 cm), nicht mobiler Roboter, der einen eigenen Charakter simuliert und als Spielzeug Unterhaltung mit einfachen Spielen und Musik bietet. Künstliche Intelligenz erlaubt, die Interaktion zwischen verschiedenen Eiliks.

PIO ist ein Roboter, dessen Design dem Aussehen eines Papageien nachempfunden ist. Er ist dazu konzipiert, Menschen mit Demenz zu unterstützen. Seine Funktionen werden von künstlicher Intelligenz angetrieben. Das Programm beginnt mit dem Schlüpfen des Roboters aus einem Ei, fährt damit fort, dass sich um das „Baby“ gekümmert werden muss, indem man es beruhigt, wenn es weint, es füttert, anzieht und schlafen legt. All diese Aktivitäten dienen dazu, eine soziale und emotionale Bindung zu dem Roboter aufzubauen, zudem sollen in frühen Stadien von Demenz positive Emotionen gefördert werden. Weiterhin bietet PIO Funktionen, wie die Anregung zu Gymnastik, Einkaufen gehen oder Spiele zu spielen.

Kaspar ist ein humanoider Roboter in kindlicher Größe mit einer Silikon-Gesichtsmaske. Das System besitzt 17 Freiheitsgrade, die Bewegungen von Torso, Armen, Kopf, Mund und Augen ermöglichen. Mimik und Gestik sind gegenüber der menschlichen Kommunikation stark vereinfacht. Diese vereinfachte emotionale Ausdrucksweise von Kaspar macht das System für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (Autism Spectrum Disorder – ASD) leicht interpretierbar.  Kaspar kann auch auf Berührungen reagieren. Trainingseinheiten mit Kaspar können die Zusammenarbeit und Kooperation mit autistischen Kindern verbessern.

Paro: Dieses soziale Robotersystem ist einer Babyrobbe nachgebildet, wobei PARO eine Abkürzung für “Personal Assistive RObot” ist. Das Robotersystem kann den Schwanz und die Augen bewegen, mit Berührungssensoren wahrnehmen, wenn es gestreichelt wird, jemand mit ihm spricht oder ob es auf den Kopf gedreht wird. Die Reaktionen auf die Interaktion erinnern an eine echte Babyrobbe, indem mittels eines Lautsprechers tierische Laute wiedergeben werden. Seine Verhaltensmuster sind sowohl proaktiv, also eigenständiges Handeln, Ausführen von Bewegungen und Wiedergabe von Geräuschen, als auch reaktiv.

[1]    H. Buxbaum and S. Sen, „Kollaborierende Roboter in der Pflege: Sicherheit in der Mensch-Maschine-Schnittstelle,“ in Pflegeroboter, O. Bendel, Ed., Wiesbaden: Springer Gabler, 2018, pp. 1–22.

Innovationstransfer durch Studierende – ein unterschätztes Potential

In den letzten 5 Jahren durfte ich an dem geförderten Projekt für Regionale Innovation in Gesundheit und Lebensqualität an der Hochschule Fulda als Professorin Projekte mit Studierenden gestalten und ihre Erfolge beobachten. Thematisch waren die Projekte auf Wearables für die Gesundheitsförderung begrenzt.

Schon nach 4 Jahren konnten wir die Ergebnisse von 57 Studierendenprojekte mit unterschiedlichen Ausrichtungen, gehalten von Lehrkräften der Hochschule oder externen Unternehmensvertreter*innen, analysieren und bewerten. Direkte und auch indirekte Transfererfolge konnten beobachtet werden. Direkter Transfer besiert darauf, dass die Ergebnisse unmittelbar von einem Unternehmen aufgenommen werden. Indirekter Transfer geschieht über die Köpfe der Studierenden, die praxisnahes Wissen aufnehmen und über Veröffentlichungen oder später im Beruf in einem Unternehmen ankommt.

Das Poster zu den Ergebnissen gibt einen guten Überblick über die einzelnen Stufen des Wissenstransfers und die jeweilige Anzahl. Dieses Poster wurde auf der internationalen Konfernenz ISPIM 2022 veröffentlicht.

Kann eine App Covid19 zähmen?

Gesundheitsapps für COVID19

Bei den Überlegungen zur Lockerung der Kontaktsperren in Deutschland, europaweit und weltweit, werden Apps diskutiert, die helfen sollen die Kontakte von positiv getesteten Menschen zu ermitteln. Die Kontakte zu ermitteln ist unbedingt erforderlich, um die Kontakte warnen und ihrerseits zur Kontaktvermeidung/Quarantäne auffordern zu können. Bisher wird das über die Befragung der positiv getesteten erreicht, die dem Gesundheitsamt die Daten der Kontakte mitteilen. Das ist sinnvoll, aber leider sehr langsam, wenn es zu viele Fälle, wie zur Zeit gibt.

Die Hoffnung: eine App auf Smartphones, die viele Menschen ständig mit sich herumtragen, könnte helfen die Kontaktpersonen schneller zu ermitteln. Dabei soll in Deutschland auch auf den Datenschutz geachtet werden und Kontakte erst an amtliche Stellen übermittelt werden, wenn eine Person positiv getestet wurde. Die Verwendung der App soll freiwillig sein.

Es ist begrüßenswert, dass auf den Datenschutz und Freiwilligkeit geachtet werden soll. Allerdings stellen sich noch viele Fragen zu der Sinnhaftigkeit einer solchen App. In den BR-Nachrichten wurde heute berichtet, dass 55% der Bayern sich vorstellen können, eine solche App zu nutzen. Insbesondere die Menschen über 65 Jahren würden sich beteiligen. Wenn aber nur die Hälfte aller Menschen sich beteiligen, wird im Mittel nur jeder zweite Kontakt ermittelt. Die Tatsache, dass ältere Menschen sich beteiligen wollen, ist verständlich, da sie zur Risikogruppe gehören. Als Personen, die nicht mehr im Arbeitsleben verankert sind, bleibt jedoch die Frage, wie häufig Menschen ab 65 Jahren Smartphones nutzen oder ob das Gerät nicht doch häufig zuhause bleibt, weil es nicht benötigt wird oder schlicht nicht aufgeladen ist. Auch gibt es bei den Älteren immer noch viele, die ohne Smartphone leben. Auch kleine Kinder, die häufig keine Symptome haben und so unbemerkt das Virus übertragen können, haben nicht alle ein Smartphone oder tragen es nicht ständig mit sich herum.

Aber auch, wenn alle tatsächlich immer ein Smartphone mit sich tragen würden, bleibt die Frage, wie die COVID19-Tests der ermittelten Kontaktpersonen sichergestellt werden. Solange solche Tests nicht innerhalb von 1 bis 2 Tagen sichergestellt werden können, macht das Ermitteln keinen Sinn. Menschen die sich über die Lockerung der Kontaktsperren freuen und vielleicht gerade angefangen haben, ihre Existenz wieder in den Griff zu bekommen, sollen aufgrund einer Warnung von einer App wieder in die Isolation?

Es wäre schön, wenn die oben aufgeführten Fragen *vor* einer Einführung einer App geklärt würden. Vielleicht könnte dann die Innovationskraft der Ingenieur*innen für bessere Lösungen genutzt werden.

Gesundheits-Apps (Smartwatch) – selbst erstellen

Im Studiengang Angewandte Informatik und Gesundheitstechnik haben Studierende erste Erfahrungen mit der Programmierung von Smartwatch-Apps sammeln können. Im Projekt wurde die Garmin Forerunner 645 Musik benutzt, um Vitaldaten von Fahrzeuglenker*innen zu erfassen.

Um auch anderen Interessierten die Idee, die eigenen Apps zu Programmieren nahe zu bringen, habe ich ein YouTube-Video erstellt, das zeigt, wie mit Freeware/Open Source-Programmen Apps für Smartwatches erstellt werden können. Das erste Video zeigt, wie die Programmierumgebung auf einem Windowssystem eingerichtet werden kann.

Wer Erfanrung mit Smartphone-Porgrammierung hat, sollte auch mit dem Monkey-C von Connect-IQ zurecht kommen. Für alle anderen, plane ich weitere Einführungsvideos.

Viel Spaß beim Programmieren eigener Apps!

ESE 2018 – Programm online

Das Programm vom Embedded Software Engineering Kongress ist online. Mein Vortrag „Systemtest von eHealth Service-Robotern im häuslichen Umfeld – Komplexität systematisch in den Griff bekommen“ findet am 6. Dezember 2018 statt. Zusammen mit meiner Tochter Robin Kirschner, Masterstudentin in Maschinenbau an der TU Chemnitz habe ich einige Studien über eHealth Roboter zusammengefaßt und die Testkategorien systematisiert. In ihrer Masterarbeit beschäftigt sich Robin mit Sicherheitsaspekten in der Mensch-Maschinen-Kooperation bei Industrierobotern. eHealth und Industrieroboter sind heute noch sehr unterschiedlich, einige Grundprinzipien passen jedoch auf beide Bereiche und die Kooperation von Mensch und Maschine führt zu einer weiteren Annäherung. Manchen eHealth Robotern (z.B. den LIO, den ich schon im Blogbeitrag im August vorgestellt habe) sieht man an, dass sie aus der Industrierobotik stammen.

https://www.ese-kongress.de/

PS: Mal sehen, wie ich den Nikolaus in den Vortrag einbinden kann.

Automatica 2018: Intelligente Roboter

Hier ein paar Impressionen von der Automatica 2018: Witziges, Intelligentes und Elegantes.

Der Care-O-Bot erzählt Witze, die nicht alle verstehen können, aber vielleicht gibt es ja jemanden, der daraus eine Botschaft ableiten kann..

Video auf Twitter

Der elegante LIO sieht niedlich aus, kann aber eine ganze Menge: soziale Interaktion, Handreichungen mit der Zange im „Gesicht“ und Erkennen von Notfällen. Er ist für Pflegeheime erdacht worden, auch wenn er an einen eleganten Industrieroboter erinnert.

Ich kann mir gut vorstellen, dass auch die Enkel*innen auf die Pflegeroboter stehen und dann einen guten Grund haben, ihre Großeltern in der Pflegeeinrichtung zu besuchen.

 

 

Forschung nötig: Gesundheitsroboter

Kliniken und Forschungseinrichtungen denken seit vielen Jahren über Roboter nach, die in der Klinik oder zuhause die Pflege oder Gesundheit unterstützen. Pepper ist 1,20 m groß und soll Patieten über den Krankheitsverlauf aufklären. Handreichungen im Privathaushalt stellen für den fast lebensgroße Roboter des KIT kein Problem dar. Auch die Filmindustrie hat das Thema schon aufgegriffen und dort ist auch zu sehen, welche Probleme es mit Gesundheits-Robotern geben könnte. Der Gesundheits-Roboter von Disney heißt Baymax und manchmal zu eifrig – Achtung sehr lustig 😉

An einer guten Lösung muss wohl noch gearbeitet werden.